Ein Platz für Asyl in Europa
Wochenblatt 2019/21
Das war der Aufruf der Diakonischen Werke Baden und Württemberg zur Asylstuhlgestaltung und Installation in Stuttgart. Eine Kampagne zur Europawahl und zum Weltflüchtlingstag. Als Vorbild für die Aktion dienten Asylstühle und Asylsteine, die in alten Kirchen zu finden sind. Mit dieser Aktion sollte ein Zeichen für den Flüchtlingsschutz und eine offene Gesellschaft der Vielfalt gesetzt werden. Und das ist auch uns wichtig!
Vor einigen Wochen haben wir an mehreren Nachmittagen Asylstühle im Café Welcome gestaltet. Mit sechs Stühlen haben wir angefangen, aber dann wollten einige einen ganz persönlichen Asylstuhl gestalten und wir brauchten weitere Rohlinge. So haben wir am Ende zehn Stuhlkunstwerke geschaffen. Geflüchtete Kinder und Kinder aus der Kinderkirche haben mitgewirkt, aber auch Geflüchtete und Ehrenamtliche aus unserem Kreis haben Asylstühle gestaltet. So unterschiedlich die kreativen Personen waren, so unterschiedlich sind am Ende auch unsere Stühle geworden. Zum Teil erzählen sie die Geschichte der Künstler oder bringen die Wünsche auf ein Leben in Frieden zum Ausdruck, aber auch den Zwiespalt zwischen erlebter Willkommenskultur und der Angst vor Abschiebung.
Am 15. Mai sind einige von uns dem Aufruf gefolgt und mit dem Zug nach Stuttgart gefahren. Tatjana Briamonte-Geiser, Kirchenbezirksbeauftragte Flucht und Migration, die uns bereits bei der Gestaltung unterstützt hatte, hat unsere Stühle mit einigen anderen nach Stuttgart transportiert. Herzlichen Dank dafür! Auf dem Schlossplatz standen unsere Kunstwerke inmitten einem Meer aus bis zu 1.000 Stühlen. Ein wunderbares Bild! Es war beeindruckend, wie viele tolle Stühle hier entstanden waren. Ein gemeinsames Mittagsgebet in der Stiftskirche, das von Menschen mit und ohne Flüchtlingshintergrund gestaltet wurde, war der Beginn der Veranstaltung. Später ging es mit dem Bühnenprogramm mit Vertretungen aus Kirche, Politik und Gesellschaft und der Band „füenf“ weiter. Besonders stolz sind wir auf Layla Haydar, die den Mut hatte, mit ihrem Stuhl auf das Podium zu gehen und sich den Fragen der Moderatorin gestellt hat. Ein wunderbarer Tag für uns alle.
Aber wie geht es mit unseren Stühlen weiter? Da es sich im Ursprung um Holzkinderstühle handelt, wollen wir sie einfach benutzen, z. B. beim Vorlesen im Café Welcome. Aber wir wollen Sie auch gerne der Öffentlichkeit zeigen. Möglichkeiten hierzu suchen wir noch.
Herzliche Grüße Melanie Brunner-Straub